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Gaia-X – ein digitales Ökosystem für Europa

12.03.2021

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Gaia-X, auch die europäische Cloud genannt, soll Unternehmen eine vertrauenswürdige Alternative zu den dominanten Cloud-Anbietern aus den USA und China bieten. Bereits 2019 stellte der deutsche Bundeswirtschaftsminister das Cloud-Projekt der Öffentlichkeit vor. Bis heute ist das Vorhaben aber kaum bekannt: Von 500 befragten Firmen kennen nur sechs Prozent Gaia-X, so das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Antwort auf Google & Co.

Aktuell wird der Markt von nicht-europäischen Cloud-Anbietern wie Google, Microsoft oder Amazon dominiert. Deren mittelständische Cloud-Kunden sind in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt, zum Beispiel durch Hürden bei der Datenmigration zu einem anderen Anbieter (sogenannte Lock-in-Effekte). Gaia-X soll diesem Problem mit einer vernetzten, offenen Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte entgegenwirken. Diese Infrastruktur garantiert eine vollständige Kontrolle über gespeicherte und verarbeitete Daten und schafft ein digitales Ökosystem, das innovative Produkte und Geschäftsmodelle fördert. Mit dieser Grundlage sollen europäische Unternehmen in Zukunft konkurrenzfähig skalieren können.

Ganz im Sinne dieser Idee bringen Unternehmen bereits Kooperationen auf den Weg. So stellt der Schweizer Cloud-Anbieter Ventus Cloud AG seinen Kunden im Public-Cloud-Umfeld eine europäische Lösung auf Basis von Open-Source-Technologien zur Verfügung. Im Rahmen des Private-Cloud-Angebots ist eine Zusammenarbeit mit Dätwyler IT Infra entstanden: Mit modularen Mini-Datacentern – komplett vormontierten Plug-and-Play-IT-Infrastrukturlösungen von Dätwyler – können Kunden von Ventus ihre private Cloud sicher, skalierbar und kostensparend betreiben.

Daten bleiben in europäischen Rechenzentren

Im Juli 2020 erhielt das Projekt Gaia-X beim Datenschutz einen zusätzlichen Schub: In einem Urteil stellt der Europäische Gerichtshof klar, dass EU-weit die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gelten muss. Sie regelt, dass personenbezogene Daten grundsätzlich nur dann in ein Drittland übermittelt werden dürfen, wenn das betreffende Land für die Daten ein angemessenes Schutzniveau gewährleistet. Das wiederum ist nicht mit dem US-amerikanischen Cloud Act vereinbar.

Letztlich geht es den Architekten der neuen Cloud-Infrastruktur darum, der amerikanischen und der chinesischen Tech-Sphäre ein eigenes Ökosystem entgegenzustellen – und damit zu verhindern, dass sich Europäer für eine der beiden digitalen Welten entscheiden müssen. Denn Europa hat sich in eine technologische Abhängigkeit begeben, die zur Bedrohung der eigenen Souveränität und des zukünftigen Wohlstands geworden ist: Europa hängt bei der Entwicklung digitaler Dienste den USA und China weit hinterher.